PRESSEMITTEILUNG:
19. November 2020

Wir sind schon mal los!

Aktionskonferenz als Meilenstein für die Ernährungswende in Berlin

Der Berliner Ernährungsrat veranstaltet vom 19.–21. November die digitale Aktionskonferenz „Berlin ernährt sich klima- und sozial gerecht im Jahr 2030“. Präsentiert werden neue Projekte, die die Ernährungswende voranbringen. Wissenschaftler*innen zeigen Wege für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem in Berlin und Brandenburg auf und Politiker*innen stehen Rede und Antwort zur Umsetzung.

Unter dem Motto „Wir sind schon mal los“ haben sich vielfältige Akteur*innen bereits im Vorfeld an Ideenküchen beteiligt – das reicht von der Fridays for Future-Bewegung über Unternehmer*innen und Hochschuldozent*innen bis zu Menschen aus der Berliner Verwaltung. Gemeinsam haben sie Umsetzungsprojekte auf den Weg gebracht, die am 20. November vorgestellt werden. „Damit die Ernährungswende gelingt, braucht es einen gemeinsamen Kompass und viele Menschen, die sich an unterschiedlichen Stellen in der Stadt dafür engagieren“, sagte Annette Jensen, Sprecherin des Berliner Ernährungsrats auf der Pressekonferenz.

In Kooperation mit der Berliner Tafel entsteht in der Nähe des Großmarkts ein Schaugarten, in dem Küchenabfälle mit Hilfe von Holzkohle so vererdet werden, dass sie dauerhaft klimaschädliches CO2 im Boden binden. „Wir möchten die Methoden nicht nur Kindern vermitteln, sondern möglichst viele Berliner*innen zum Mitmachen auf ihrem eigenen Balkon bewegen“, erläuterte Sabine Werth von der Berliner Tafel. Eine andere Werkstatt beschäftigt sich damit, ein „Klimafreundliches Rezeptbuch für Berlin“ zu erstellen, das die Vielfalt an Perspektiven und Bedürfnissen der Stadtbevölkerung widerspiegelt. Studierende setzen sich dafür ein, dass es mehr vegetarisches und veganes Essen an den Hochschulen gibt, und auch an neuen Logistikkonzepten für regionale Versorgungstrukturen wird getüftelt. Neben den neuen Initiativen präsentieren sich auch bereits laufende Projekte.

Julia Thöring von der Bewegung „Fridays for Future“ führte aus: „Wenn wir über Ernährung im Kontext der Klimakrise sprechen, reicht es nicht, wenn alle ein bisschen mehr Bio kaufen. Ohne drastische Emissionsminderungen im gesamten Ernährungssektor und ohne eine Agrarpolitik, die den Schutz von Klima, Boden und Biodiversität als höchste Priorität setzt, wird es keine Klimagerechtigkeit geben.” Deshalb startet die Aktionskonferenz mit Fakten. Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik und Ernährung, Prof. Dr. Harald Gretheund die Geografieprofessorin Dr. Marit Rosol stellen die Notwendigkeit einer Ernährungswende aus wissenschaftlicher Sicht dar. Städten kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Dass die Voraussetzungen in Berlin im Prinzip günstig sind, hatte Dr. Annette Piorr vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) bereits auf der Pressekonferenz betont: „Berlin-Brandenburg hat das Potenzial für eine klimafreundliche, bio-regionale Lebensmittelversorgung. Es ist wichtig, Bedingungen für Bauern und Bäuerinnen zu schaffen, die ihnen die nötige Transformation hin zu vielfältigen Fruchtfolgen und neuen Kooperationen erleichtern.”

Am Abschlusstag der Aktionskonferenz diskutiert der Ernährungsrat Berlin sowie Fridays for Future mit der Politik. Die zuständigen Staatssekretärinnen aus Berlin und Brandenburg, Margit Gottstein und Silvia Bender, sowie Parteipolitiker*innen mit fachlichem Bezug sollen Stellung beziehen, wie sie eine klima- und sozial gerechte Ernährungswende in Berlin vorantreiben wollen.

Das Programm der Veranstaltung und die Möglichkeit zur kostenlosen Anmeldung

Nachfragen: Niklas Schäfer, 0163 921 49 53; niklas.schaefer@ernaehrungsrat-berlin.de

Hintergründe:

Laut einem Bericht des Weltklimarats IPCC ist das gegenwärtige Ernährungssystem für 21 bis 37 Prozent der klimaschädlichen Gase verantwortlich, wenn alles mitgerechnet wird.

Weltweit steigt sowohl die Zahl der Hungernden als auch der Übergewichtigen. Mehr Info.

Städten kommt beim Aufbau von zukunftsfähigen Ernährungssystemen eine zentrale Rolle zu. Auf dem Papier ist Berlin ganz weit vorne: Als eine der ersten Städte hat Berlin das „Mailänder Abkommen über städtische Ernährungspolitik“ unterzeichnet und sich damit verpflichtet, ein gerechtes und dauerhaft tragfähiges Ernährungssystem einzurichten.  Mehr Info.

Außerdem hat der Senat im vergangenen Dezember die Klimanotlage verkündet. Die Einsicht, dass grundlegende Änderungen notwendig sind, ist in Berlin vorhanden – doch bei der Umsetzung hapert es noch.

Wissenschaftliche Berechnungen des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) zeigen, dass Berlin/Brandenburg sich potenziell selbst versorgen kann.

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PM [19.11.20]: Wir sind schon mal los! Aktionskonferenz als Meilenstein für die Ernährungswende in Berlin