Justiz-Senator Behrendt, in dessen Ressort laut rot-rot-grünem Koalitionsvertrag eine „zukunftsfähige und regional gedachte Ernährungsstrategie“ für Berlin entwickelt werden soll, will am morgigen Mittwoch seinen im Abgeordnetenhaus gebilligten „Aktionsplan“ dazu veröffentlichen. Der Ernährungsrat Berlin beurteilt die darin enthaltene Skizzierung von Handlungsfeldern als grundsätzlich nützlich für das Vorankommen einer Ernährungswende in Berlin. Allerdings fehlt dem Vorschlag das klar erkennbare, übergeordnete Ziel ebenso wie die strategische Einordnung in einen entsprechend zielorientierten Umsetzungsplan.

Der Koalitionsvertrag sieht für die vorgesehene Entwicklung der Berliner Ernährungsstrategie ausdrücklich die „Zusammenarbeit“ mit dem Ernährungsrat Berlin vor. In dieser Rolle fordern wir: Einbettung des Aktionsplans in eine echte Strategie mit klarem Bekenntnis zur klimagerechten Ernährungswende bis 2030. Ebenfalls unbeantwortet bleibt in den gegenwärtigen Senatsplänen leider die soziale Dimension des Themas: Die große Frage nach der Zukunftsfähigkeit, danach also, wie und woher sich eine Stadt wie Berlin im Jahre 2030 mit guter Nahrung versorgen wird.

Allen Menschen Zugang zu gutem Essen zu ermöglichen, ist aus Sicht der Ernährungsrats zudem ein Ziel, das allein als bürokratisch organisierter Verwaltungsakt kaum zu erreichen sein wird. Dafür muss der Senat andere Wege gehen als bislang, auch im Diskurs mit der Zivilgesellschaft. Denn anders als der Koalitionsvertrag verspricht, fand diese bisher kaum ernsthaft Gehör und echte Mitsprachechancen.

Eine Strategie, die jetzt die entscheidenden Weichen stellen will für die Ernährungswende in und um Berlin, muss den Mut zu einer ambitionierten und konkreten Roadmap mit klarer ernährungspolitischer Zielstellung aufbringen. Ebenso wie für daran gekoppelte Meilensteine und Ressourcen (Personal, Budget). Nur das verdient dann wirklich die Bezeichnung Ernährungsstrategie. Die gegenwärtigen Pläne sehen zwar substanzielle Mittel für die Einrichtung der als zentral angesehenen „Kantine Zukunft Berlin“ vor, für weitere Maßnahmen in anderen Handlungsfeldern ist jedoch kaum Budget eingeplant (lediglich 0,2 Millionen Euro des bisher bekannten Gesamtbudgets von 1,4 Millionen Euro).

Der Ernährungsrat Berlin ist überzeugt: Die klimagerechte Ernährungswende kann nur gelingen, wenn vielfältiges Wissen und unterschiedliche Fähigkeiten in einen dynamischen Prozess einfließen und es gelingt, die Berliner Bevölkerung aktiv zu beteiligen. Dafür sind unterstützende Strukturen, die auf Ernährungsdemokratie zielen nötig, wie etwa ein Bürger*innenrat nach erprobtem Vorbild!

Der Ernährungsrat ist weiter gern bereit, seine Expertise in einen demokratisch und offen geführten Berliner ernährungspolitischen Dialog einzubringen. 

Weitere Infos unter:

Webseite Ernährungsrat Berlin: http://ernaehrungsrat-berlin.de/

Unser Forderungskatalog „Ernährungsdemokratie für Berlin! Wie das Ernährungssystem der Stadt demokratisch und zukunftsfähig relokalisiert werden kann“:  http://ernaehrungsrat-berlin.de/ernaehrungsdemokratie-fuer-berlin/

Nachfragen bei:

presse@ernaehrungsrat-berlin.de oder

Annette Jensen: 0170-2353115

Gundula Oertel: 0177-5701525

Christine Pohl: 0152-51655502

Pressemitteilung: Wassersuppe statt Nährwert: Berliner Senatsplänen zur Ernährungswende fehlt der strategische Weitblick!

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