Von wegen Sommerloch – bei uns war richtig viel los in den letzten Wochen! Wir haben mit mit regionalen Zutaten internationale Gerichte gekocht, mit Kantinenbetreibern Erzeuger*innen besucht, über Zugang zu gutem Essen für alle diskutiert und uns mit Senator Dirk Behrendt und Staatsekretärin Gottstein über die Ernährungsstrategie und regionale Schulverpflegung unterhalten. Außerdem: die nächsten Termine und Mitmachmöglichkeiten. Lest unten mehr!

Am 20. September ist globaler Klimastreik!

Landwirtschaft und Ernährung tragen massiv zum Klimawandel bei. Gleichzeitig wird die Landwirtschaft stark vom Klimawandel beeinflusst: Dürre, Überschwemmungen, Verlust von fruchtbaren Böden, Artensterben – so kann es nicht weitergehen!

Deshalb sind wir auf der Großdemonstration zum globalen Klimastreiktag am Freitag 20. September mit dabei. Fordert gemeinsam mit uns im Agrar- und Ernährungswendeblock eine Ernährungs- und Agrarpolitik, die der klimapolitischen und ökologischen Notlage gerecht wird!

Tragt grün und bringt eure Gießkannen und Schubkarren mit. Gemeinsam schlagen wir Alarm für eine klimagerechte Ernährungs- und Agrarpolitik! Treffpunkt: 12 Uhr am Brandenburger Tor (Tiergarten-Seite, hier die Koordinaten)

50 Plates of Regional: internationales Koch-Event mit regionalen Zutaten

Man kann mit regionalen und saisonalen Zutaten wunderbar international kochen! Am  31. August haben wir es gemeinsam mit Über den Tellerrand bei 50 Plates of Regional ausprobiert. Rund 40 Menschen aus Europa, Asien und Afrika kamen im Kitchen Hub zusammen, um aus regionalen Zutaten fünf verschiedene Gerichte zu zaubern. Angeleitet von fünf Köchen aus Syrien, Afghanistan, Japan und Deutschland wurde eifrig geschnippelt, gebrutzelt und geplaudert. Dabei haben wir auch gemeinsam diskutiert: Was ist mir beim Essen wichtig? Was wünsche ich mir? Was sind Probleme und Herausforderungen, denen wir täglich begegnen?

Wir hatten viel Spaß, viele wunderschöne Begegnungen mit tollen Menschen und richtig leckeres Essen. Das werden wir auf jeden Fall wiederholen! Wir haben aber auch mal wieder gemerkt, wie schwierig und zeitaufwändig es ist, regionale Zutaten zu organisieren. Warum das so ist und wie man das ändern kann, auch das sind natürlich unsere Themen.

Hier gibt es einen Bericht von der Veranstaltung mit vielen schönen Fotos.

Kantinen & Erzeuger*innen zusammenbringen: Regio-Exkursionen

Beim Auf- und Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten kann die Gemeinschaftsverpflegung ein wichtiges Zugpferd sein. Deshalb sind wir mit Kantinen-Betreiber*innen ins Umland von Berlin gefahren und haben sie mit Erzeuger*innen zusammengebracht. Am 13. August waren wir mit Vertreter*innen der drei großen kommunalen Unternehmen (Berliner Verkehrsbetriebe, Wasserbetriebe und Stadtreinigung) und des Studierendenwerks Berlin bei SpeiseGut in Spandau – ein ausführlicher Bericht findet sich hier.

Am 20. August folgte dann die zweite Exkursion zu Rixmanns Hof in Linum und dem nur wenige Kilometer entfernten Ökohof Kuhhorst. Diesmal waren neben Vertreter*innen der Verkehrsbetriebe (BVG) und des Studierendenwerks noch die Küchenchefs der Kantine im Roten Rathaus und der CANTINA an der Storkower Straße mit von der Partie. Einen Bericht gibt es hier.

in Ernährungshof im ehemaligen Flughafen Tempelhof

Am 21. August fand im Tempelhofer Flughafengebäude eine Ortsbesichtigung der fünf Küchen, Kantinenräume und Säle im Gebäudeteil K2 statt. Die etwa 1000 Quadratmeter große Etage steht seit etwa acht Jahren leer. Daneben befindet sich ein grüner Innenhof, der ebenerdig zugänglich ist. Der Ernährungsrat und die Initiative thf.vision wollen hier einen LebensMittelPunkt und einen Ernährungscampus aufbauen. Beim anschließenden Workshop verabredeten die gut 40 Anwesenden erste Schritte in Richtung Umsetzung. In Kleingruppen arbeiteten sie weiter am Nutzungskonzept und den dafür nötigen räumlichen Voraussetzungen, sammelten Ideen zur Öffentlichkeitsarbeit und diskutierten, wie transparente, effektive und demokratische Entscheidungsstrukturen aufzubauen sind. Dabei konnten sie auf die Ergebnisse einer Expert*innenkonferenz im vergangenen Dezember aufbauen.

Kurzum: Die Zivilgesellschaft sitzt in den Startlöchern. Was fehlt ist eine politische Entscheidung, was aus dem Gesamtgebäude werden soll. Die SPD will es ausschließlich für Verwaltungen nutzen und blockiert seit Monaten eine Debatte über Themen zum Tempelhofer Flughafen im Hauptausschuss.

Hier gibt es mehr Info zu unseren Ideen für den Tempelhofer Flughafen.

Treffen mit der Senatsverwaltung: gemeinsam für mehr regionale Bio-Produkte in der Gemeinschaftsverpflegung

Am 22. August haben wir uns mit der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung getroffen, um über den Stand der Dinge bei Ernährungsstrategie und „House of Food“, die zukünftige Nutzung des Tempelhofer Flughafengebäudes für einen Ernährungshof und die Einkaufsrichtlinien für die Schulverpflegung zu sprechen.

Senator Dirk Behrendt und Staatssekretärin Margit Gottstein erklärten, dass die Verabschiedung eines Aktionsplans zu Ernährung „auf der Zielgeraden“ sei, es fehle aber noch die endgültige Zustimmung einiger Senatsverwaltungen, bevor ein Senatsbeschluss gefasst werden kann. Der Auftragnehmer für den Aufbau des Berliner „House of Food“ sei noch nicht rechtskräftig entschieden. 

Das von uns vorgestellte Konzept eines Ernährungshofs für das Tempelhofer Flughafengebäude wurde begrüßt und es wurde zugesichert, dass die Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung für eine solche Nutzung bei der zuständigen Tempelhof Projekt GmbH offiziell Bedarf anmelden will.

Beim Thema Schulverpflegung sind wir uns einig, dass jetzt die einmalige Chance besteht, Bio-Regionalität in den Einkaufsrichtlinien der Schul-Caterer zu verankern. Dazu haben wir eine gemeinsame Pressemitteilung veröffentlicht.

Haushalt 2020/21: Ernährungsrat stellt Forderungen an die Berliner Fraktionen

Wir haben in einem Brief an alle Fraktionen (außer der AfD) Stellung zu den Haushaltsverhandlungen 2020/21 im Berliner Abgeordnetenhaus bezogen. Zum Einen fordern wir deutlich mehr Mittel für die Umsetzung der Ernährungsstrategie über das “House of Food” hinaus. Zum Anderen eine Regelfinanzierung für Organisationen, die sich für Ernährungsdemokratie einsetzen – wie der Ernährungsrat Berlin. Mit der bisherigen Praxis der reinen Projektförderung bleibt unsere wichtige basisdemokratische Arbeit häufig auf der Strecke. Den ganzen Brief könnt Ihr hier lesen.

Zugang zu Gutem Essen für alle!

Der Ernährungsrat Berlin entwickelt gerade in einem intensiven Prozess ein Grundsatzpapier „Gutes Essen für alle!“. Der Ernährungsrat setzt sich dafür ein, jedem Menschen Zugang zu „Gutem Essen“ – also einer nahrhaften, ökologisch und fair produzierten sowie kulturell angemessenen Grundversorgung – zu ermöglichen, ohne dass das hier oder anderswo Mensch und Umwelt schadet.  Das ist nicht einfach, wie auch aktuelle Diskurse in Berlin immer wieder verdeutlichen. Sicher gibt es nicht DIE eine Lösung, doch wir wollen uns trotzdem an eine gemeinsame Positionierung wagen, Fragen und ggf. auch Forderungen stellen. Denn unser Anspruch ist ein „zukunftsfähiges“ Ernährungssystem – und zukunftsfähig können unserer Ansicht nach nur Ernährungssysteme sein, die auch sozial und global gerecht sind.

Das Grundsatzpapier soll unter anderem die Grundlage für unsere Gespräche mit politischen Entscheidungsträger*innen sein, aber auch für den breiteren stadtpolitischen Diskurs. Um es zu entwickeln, gab es bereits eine Schreibwerkstatt sowie eine öffentliche Diskussionsrunde am 29. August. Es wird noch weitere Schreibwerkstätten und Möglichkeiten zum Kommentieren geben – bei Interesse am Prozess bitte melden unter kontakt@ernaehrungsrat-berlin.de (Stichwort: Gutes Essen)

Mitmachen!

Der Ernährungsrat steht allen zum Mitmachen offen. Kommt zu unseren Treffen! Außerdem gibt es eine Austausch- und Vernetzungsliste (“Aktivenliste”), um Aktive und Engagierte des Ernährungsrats zu vernetzen und den Austausch untereinander zu erleichtern und Informationen über das Berlin-Brandenburger Ernährungssystem und urbane Ernährungspolitik miteinander zu teilen. Zum Eintragen schickt bitte eine Mail mit einer Kurzvorstellung an kontakt@ernaehrungsrat-berlin.de (Stichwort: Aktivenliste), wir setzen Euch dann auf die Liste.

Wenn ihr bei konkreten Aktivitäten unterstützen könnt, meldet Euch gerne direkt bei uns. Zur Zeit können wir zum Beispiel Unterstützung in folgenden Bereichen brauchen:

  • Planung und Durchführung des Projekts „Alle an einen Tisch!“ – Mittagstische für Geflüchtete als Mittel der Integration im Kiez. Mit dem Projekt möchten wir Geflüchtete und Anwohner*innen zusammen an den Mittagstisch bringen und das gemeinsame Essen sowie den Austausch darüber als zwanglose Möglichkeit zum Kennenlernen und Mittel der Integration nutzen. Ihr habt Ideen dazu oder wollt mitorganisieren? Meldet euch unter kontakt@ernaehrungsrat-berlin.de (Stichwort: Mittagstisch)
  • Open Source Infrastruktur: Wir würden gerne eigenen Cloud Speicher inklusive Dateiablage sowie Open Source Kontaktmanagement und Kommunikations-Tools wie zum Beispiel Rocket Chat für den Ernährungsrat nutzen – habt ihr Lust, uns bei der Einrichtung und dem Betrieb zu unterstützen? Meldet euch unter kontakt@ernaehrungsrat-berlin.de (Stichwort: digitale Wolke)

Unabhängige politische Arbeit kostet Geld!

Der Ernährungsrat ist ein offenes Bündnis von Bürger*innen, bei dem alle ohne Mitgliedsbeitrag mitmachen können, und so soll es auch bleiben. Wir leben vom ehrenamtlichen Einsatz vieler! Aber das reicht allein leider nicht: Ohne etwas Geld für Veranstaltungen und andere Aktivitäten sowie eine hauptamtliche Koordination, die die vielen Fäden zusammenhält, würde uns allen bald die Puste ausgehen.

Wir sind kontinuierlich dabei, hier und da Projektanträge zu stellen. Oft wird bei Förderanträgen jedoch ein substanzieller Anteil an Eigenmitteln gefordert. Und viele unserer regelmäßigen Aktivitäten lassen sich von vornherein gar nicht als „Projekt“ formulieren und sind daher nicht förderfähig: unsere Lobbyarbeit, unsere Projekt- und Strategiewerkstätten und nicht zuletzt auch unsere Vollversammlungen. Um trotzdem arbeiten zu können, sind wir auf eure Mithilfe angewiesen: Bitte überlegt, wie viel eure Brieftaschen und Kontostände an “monetären Lebensmitteln” für den Ernährungsrat hergeben! Per Überweisung an das Konto: Ernährungsrat Berlin e.V., DE35 4306 0967 1225 3232 00, GENODEM1GLS (Verwendungszweck: „Lebensmittel“). Da wir als gemeinnützig anerkannt sind, dürfen wir auch Spendenbescheinigungen ausstellen. Wer eine solche benötigt, schreibt uns dies mit Adressangabe und unter dem gleichen Stichwort bitte an kontakt@ernaehrungsrat-berlin.de.  



Infobrief September 2019: Von wegen Sommerloch!