Bild: christine pohl
Inklusive Ernährungswende – gutes Essen für alle!
Menschen, die sparen müssen, sparen immer auch am Essen. Die Folge sind Mangelernährung, Hunger und der Verlust von soziokulturellen Teilhabemöglichkeiten. Ernährungsarmut betrifft viele marginalisierte Gruppen, insbesondere Kinder, Jugendliche und ältere Menschen.
Im Rahmen eines neuen EU-finanzierten Projekts kann der Ernährungsrat in den nächsten 5 Jahren mit Menschen, die von Armut- und Ausgrenzung betroffen sind, den Zugang zu einer gesundheitsfördernden Ernährung verbessern. Wir wollen mit Betroffenen sozio-ökonomische und interkulturelle Hürden abbauen und einen barrierearmen Zugang zu gutem Essen aus der Region politisch einfordern. Über regionale Wertschöpfungsketten und mit einer Vielfalt an Küchen, Kantinen und Verkaufs- und Vergabestellen, kann die Stadt Berlin ein belastbares Netzwerk für eine Lebensmittel-Grundversorgung schaffen, das allen Menschen zugutekommt.
Das Projekt FoodCLIC bringt Partner aus Wissenschaft, Verwaltung und Praxis zusammen und verbindet 8 Regionen in Europa: Aarhus, Amsterdam, Barcelona, Berlin, die rumänische Stadt Brașov, Budapest, Cascais bei Lissabon und die italienische Region Lucca. In Berlin arbeiten wir mit dem Fachbereich Agrar- und Ernährungspolitik der Humboldt Universität zusammen.
Die Projektumsetzung gliedert sich in vier Arbeitsstränge

Inklusive Ernährungsumgebungen im Rollberg in Neukölln: Hier arbeiten wir mit Akteur*innen und Anwohner*innen des Stadtteils an einer stärkeren Wahrnehmung des Rechts auf Nahrung und entsprechenden Umsetzungsmaßnahmen. Gemeinsam mit dem Gemeinschaftsgarten Frische Briese und dem Berliner Gesundheitskollektiv stärken wir den Zugang zu Obst und Gemüse mit unserem Pilotprojekt Gemüse auf Rezept und ermitteln den Bedarf und die Bedürfnisse der multikulturellen Nachbarschaft.

Stadtplanerische Perspektiven für Ernährungsumgebungen: Inklusive Ernährungsumgebungen im Rollberg in Neukölln: Die strukturelle und finanzielle Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln beeinflusst unser aller Ernährungsverhalten. Wir untersuchen Ernährungsumgebungen in Spandau und Neukölln und fordern und fördern stadtplanerische Perspektiven auf nachhaltige Versorgungsstrukturen. Dabei arbeiten wir u.a. mit dem Stadtplanungsbüro Ag.Urban.

Effektives Ernährungsarmuts-Monitoring: Um der Ernährungsarmut in Berlin etwas entgegen setzen zu können, müssen das Ausmaß, die Ursachen und Konsequenzen besser verstanden werden. Zu diesem Zweck haben wir mit der Humboldt Universität zu Berlin ein umfragebasiertes Monitoring entwickelt – den Food Poverty Tracker. Die Umfrage startete im Juni 2025 in den Stadteilen Nordneukölln, sowie im Falkenhagener Feld.

Politische Maßnahmen gegen Ernährungsarmut: Wir setzen uns auf Bundes-, Landes- und Bezirksebene dafür ein, dass das Recht auf Nahrung rechtlich besser abgesichert wird. Dafür müssen alle staatlichen Ebenen anerkennen, dass Ernährungsarmut ein ernstes Problem ist – und ein Zeichen dafür, dass der Staat seiner Verantwortung für die Daseinsvorsorge nicht ausreichend nachkommt. Wir fordern ein besseres Monitoring und dass der Bund, die Länder und die Kommunen gemeinsame oder aufeinander abgestimmte Aktionspläne entwickeln. Dabei sollten Maßnahmen aus den Bereichen Soziales, Gesundheit, Ernährung und Finanzen berücksichtigt werden – genauso wie konkrete Veränderungen vor Ort, die die Ernährungsumgebungen inklusiv gestalten. Die Erhöhung der ernährungsrelevanten Sozialleistung und eine beitragsfreie Schul- und Kitaverpflegung sind dabei zentrale Instrumente, die durch den Ausbau von Betriebs- und Quartierskantinen, Anpassung der Mehrwertsteuerreglung etc. flankiert werden sollten.
Bilder: Quartiersmanagement Rollberg, ag.urban, Hamza Qabbani, Tomasz Lachmann