Über den Tellerand: Wie Ernährungsräte in Brasilien die Vielfalt der Gesellschaft in die Politik tragen
Der CONSEA (Conselho de Segurança Alimentar e Nutricional) ist Brasiliens Ernährungsrat – eine Dialogplattform und offizielles Beratungsgremium des Präsidenten. Der CONSEA wurde während Lula da Silvas erster Amtszeit institutionalisiert, um Brasiliens Null-Hunger-Politik, die Armutsbekämpfung und ein landesweites Schulmahlzeiten-Programm mitzugestalten und in der Umsetzung zu begleiten. Zwei Drittel des Rates bilden Vertreter:innnen der Zivilgesellschaft und ein Drittel sind Regierungsvertreter:innen aus insgesamt 24 Ministerien, die sich direkt oder indirekt mit Armuts- und Ernährungsfragen befassen. Um die breite Diversität der brasilianischen Gesellschaft wiederzugeben und insbesondere benachteiligten Gesellschaftsgruppen Gehör zu verschaffen, gibt es ein komplexes Quotensystem für Delegierte. Obwohl Bolsonaro die Arbeit des Rats offiziell beendete, konnte der Rat seine Arbeit in der Gesellschaft fortsetzen und wurde nun erneut von Lula da Silva berufen. Mit ihm ist eine beeindruckende Demokratisierung des Ernährungssystems und der Ernährungspolitik in Brasilien gelungen.
Im Vorfeld der Grünen Woche hatten wir die Möglichkeit, mit Elisabetta Recine im Kontext des Global Forum for Food and Agriculture ins Gespräch zu kommen. Unser gemeinsames Fazit: Ernährungspolitik darf nicht vom Geldbeutel regiert werden. Sie kann nur dann etwas bewirken, wenn sie der Vielfalt des Lebens und den Herausforderungen des Alltags der Menschen gerecht wird. Der Staat muss sie also partizipativ, demokratisch und gerecht gestalten. Eine gute Ernährung gehört zur Daseinsvorsorge – sie ist das Recht aller und nicht das Wunschbuffet der Privilegierten!