Ein ErnährungsCampus für Berlin

Für die Gestaltung eines klimagerechten und sozial fairen Ernährungssystems braucht Berlin einen demokratischen ErnährungsCampus

Eine sozial-ökologische Ernährungswende ist die Voraussetzung für eine gute Zukunft. Zugleich geht das Thema die gesamte Bevölkerung an: Alle essen jeden Tag. Die notwendige Transformation kann nur gelingen, wenn sie breit getragen wird, und wenn das Wissen und die Erfahrungen der Vielen wertgeschätzt wird. 

Aktuell werden in der Stadt bereits LebensMittelPunkte geschaffen, die in Berlin die Menschen direkt in ihren Kiezen ansprechen. Darüber hinaus ist es notwendig, einen gemeinsamen Gestaltungs- und Entwicklungsprozess voranzutreiben. Dafür braucht es den ErnährungsCampus. Die Idee: An diesem Ort haben alle Zugang, können ihre Ideen einbringen, diskutieren, sich vernetzen, zusammen experimentieren und an Lösungen arbeiten. Hier treffen sich Wissensträger*innen mit vielfältigen sozialen und kulturellen Hintergründen, Perspektiven und Erfahrungen. Dazu zählen Alltagsexpert*innen, Forscher*innen, Aktivist*innen aus der Zivilgesellschaft, Politiker*innen und Praktiker*innen. Gemeinsam finden sie heraus, wie es gutes Essen für alle geben kann, das die planetaren Grenzen wahrt, fair produziert und gerecht verteilt wird. 

Eins ist klar: Für eine Ernährungswende müssen Änderungen in vielen Lebensbereichen und Politikfeldern ineinandergreifen. Städtische Milieus und ländlicher Raum, Umwelt, Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Soziales, Landwirtschaft, Kultur, Forschung und Verkehr. Berlin-Brandenburg steckt voller Lösungen: Es gibt Initiativen, Organisationen und hochkarätige Wissenschaft zu allen Aspekten des Ernährungssystems. Der ErnährungsCampus emöglicht Begegnung und Austausch. Dafür bietet er unterschiedliche Veranstaltungsformate, Experimentierräume und Angebote. Das reicht von Mitmachaktionen für Kinder über Beteiligungswerkstätten und Bürger*innenräte bis hin zu Workshops und Fachtagungen. Barrierefreie Zugänge und ein gleichberechtigtes, diskriminierungssensibles Miteinander sind grundlegend. Machtverhältnisse müssen bewusst gemacht und abgebaut werden.

Unsere Forderung nach einem ErnährungsCampus wurde als Prüfauftrag in den Koalitionsvertrag von 2021 aufgenommen. Der Senat will ein Machbarkeitsstudie ausschreiben. Getreu des Mottos unserer Podcastreihe “Wir sind schon mal los!” packen wir die drängenden Fragen schon jetzt an: Bis Ende 2023 erkunden wir im Arbeitskreis ErnährungsCampus im Ernährungsrat einerseits, wie ein solcher ErnährungsCampus organisatorisch aufgebaut werden kann. Wie muss ein solcher Ort beschaffen sein, damit hier Ernährungsdemokratie gelebt werden kann? Andererseits erproben wir in einer „Kieztour” als mobiler ErnährungsCampus bereits vielfältige Veranstaltungsformate, mit denen die Debatte und die Vernetzung von unterschiedlichen Akteur*innen rund um Ernährungsthemen vorankommt. Finanziell unterstützt wird diese Entwicklungsarbeit bis Ende 2023 durch eine Projektförderung im Rahmen der Berliner Ernährungsstrategie.

Habt Ihr Ideen? Lust, mitzumischen? Meldet Euch unter: ernaehrungscampus@lists.riseup.net

Mit finanzieller Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz

Was bisher geschah

Die Idee eines gemeinwohlorientierten ErnährungsCampus begleitet den Ernährungsrat schon lange.

Als 2018 der Flughafen Tempelhof zunächst offen und partizipativ entwickelt werden sollte, haben wir uns für Einrichtung des ErnährungsCampus im Gebäudetrakt K2 im stark gemacht. Dort gibt es im oberen Stockwerk fünf Küchen, mehrere
Kantinenräume, Säle und Büros – zusammengerechnet etwa 1000 Quadratmeter, die
Zugang zu einem grünen Innenhof haben.

2019 haben wir eine Handreichung verfasst, um Orientierung und Handwerkszeug zu lieferen, die bei der Errichtung eines ErnährungsCampus und LebensMittelPunkten helfen können. Im Zeitverlauf wurde allerdings klar, dass die Sanierung des Flughafen Tempelhof deutlich länger dauern würde als gedacht. Außerdem wurde die Beteiligung der Stadtgesellschaft an der Entwicklung auf Eis gelegt.

Ab 2020 haben wir angefangen, uns nach anderen möglichen Orten umzusehen und das Konzept weiterzuentwickeln.

Zur Berlin-Wahl 2021 haben wir die Kandidat*innen unter anderem gefragt, ob sie sich im Abgeordnetenhaus für einen ErnährungsCampus für Berlin einsetzen werden und haben einige Antworten auf die Frage erhalten.

Ab 2022 haben wir das Konzept „Ernährungscampus“ zusammen mit Menschen unterschiedlicher Professionen und Herkünfte konkretisiert und eine Konzeptskizze erstellt. Diese Konzeptskizze ist die Basis für unsere aktuelle Arbeit zum Ernährungscampus.

2018: Expert*innen-Workshop „Der Geschmack der Zukunft“ – Tempelhof als ErnährungsCampus. Bild: Rolf Schulten

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