Eine brutal lokale Brotzeit, spannende Gespräche zur Schnittstelle von Ernährung mit Bildung, Gesundheit und Soziales und eine tolle Atmosphäre: Gemeinsam mit dem Nobelhart & Schmutzig – unter „The World’s 50 Best Restaurants“ auf Platz 17 – hatte der Ernährungsrat Abgeordnete verschiedener Fraktionen, Vertreter*innen der Senatsverwaltung sowie ausgewählte Pressevertreter*innen am 14. November 2022 zur Parlamentarischen Brotzeit eingeladen. Gerahmt wurde der Abend von mehreren inhaltlichen Inputs, die zu einer angeregten Diskussion führten.

Susanne Salzgeber, Sprecherin des Ernährungsrat Berlin, Organisatorin und Moderatorin des Parlamentarischen Abends wies auf die Dringlichkeit einer kontinuierlichen institutionellen Förderung des Ernährungsrat Berlin hin, damit wir als zivilgesellschaftliche Organisation die Ernährungswende im Sinne des Gemeinwohls nachhaltig voranbringen und möglichst viele Menschen in der Metropolregion Berlin-Brandenburg mitnehmen können. Für Lobbyveranstaltungen dieser Art gebe die Lebensmittelindustrie im Sinne ihrer Gewinnoptimierung Millionen aus, während alle Beteiligten der Parlamentarischen Brotzeit ehrenamtlich arbeiteten.

Unsere Sprecherin Annette Jensen verdeutlichte in ihrem Beitrag, dass Ernährung sowohl eine Bildungsfrage, eine Umweltfrage und eine Gerechtigkeitsfrage ist. Berlin habe das Potenzial für eine Ernährungswende hin zu einem gerechten, sozial- und klimafreundlichen Ernährungssystem, aber es brauche ressort- und bereichsübergreifende Lösungen, weil die notwendigen Veränderungen parallel und ineinandergreifend angegangen werden müssten. Um die Kollektivintelligenz der ganzen Stadt einzubinden, brauche es einen offenen Ort, an dem gemeinsam diskutiert und experimentiert werden kann: den Ernährungs-Campus.

Billy Wagner vom Nobelhart & Schmutzig erklärte, dass Essen nicht nur ein Treibstoff sei. Es sei ein Unding, dass man nicht in jedem Bereich über Essen rede, Essen müsste viel mehr Bedeutung in unserem Leben finden: „Essen ist schön!“

Renate Künast (MdB, Grüne) sprach an, dass die Verbesserung der Gemeinschaftsverpflegung ein wirkmächtiger Hebel sei. Friederike Gaedke von der Gemeinschaft ergänzte, dass Systemwandel ganzheitlich sein muss, damit die Preise für Lebensmittel die wahren Kosten widerspiegeln und gleichzeitig regeneratives, handwerkliches und faires Essen für alle erreichbar ist. Um die Ernährungswende voranzubringen, müsse man aber nicht nur die Akteure der Gemeinschaftsverpflegung mitnehmen, sondern auch Lebensmittelhandwerker*innen aus vielen anderen Bereichen brauchten Wissen und Fähigkeiten: „Es gibt Lösungen, wir müssen sie nur umsetzen!“

Laut Staatsekretär Markus Kamrad sei es schwierig, mit dem Thema Ernährung in den Gesundheitsbereich hineinzukommen, dabei sei das essenziell.  Daneben fragte er, was der Senat neben finanzieller Förderung tun kann, um die in Berlin entstehenden LebensMittelPunkte zu unterstützen.

Unsere Sprecherin Sabine Werth von der Berliner Tafel wies darauf hin, dass immer mehr Menschen inzwischen auf die Tafel angewiesen seien, gleichzeitig aber durch bessere Logistik und das Aufkommen anderer Lebensmittel-Retter-Initiativen immer weniger Lebensmitteln bei ihnen ankämen.

Prof. Dr. Lucius von der Humboldt-Universität verdeutlichte, dass überall da, wo westliche Ernährungsgewohnheiten mit hochprozessierten Lebensmitteln sich durchsetzen, auch Übergewicht und chronische Krankheiten zunehmen: „Hochverarbeitete Lebensmittel schädigen das Mikrobiom!“. Er setzt sich für eine Zuckersteuer und verpflichtende Lebensmittelampel ein. Auch durch ein Schulfach „Ernährung und Gesundheit“ müsse man dieser Entwicklung entgegenwirken. Aferdita Suka (MdA, Grüne) unterstützte dies: „Ernährung und Gesundheit ist als Schulfach genauso wichtig wie Mathe.“ Renate Künast ergänzte, dass Bildungsmaßnahmen allein nicht ausreichten ­– die Werbung für schädliche Produkte müsste eingeschränkt werden.

Abschließend fragte unsere Sprecherin Sara Akramy, was die Politik brauche. Darauf hatte Renate Künast eine klare Antwort: „Anders wählen!“ – denn in Koalitionen könne man niemals nur seine eigene Politik durchsetzen, sondern müsse mit den anderen Parteien verhandeln und Kompromisse finden.

Es war ein schöner Abend, der viele Gedankenanregungen gebracht hat – lasst sie uns nutzen, um gemeinsam die Ernährungswende voranzubringen!

Wir waren auf Einladung von Billy Wagner im Nobelhart & Schmutzig – andernfalls wäre ein solcher Lobbyabend für einen gemeinnützigen Verein nicht finanzierbar gewesen. Lediglich der Wareneinsatz wurde über Fördermittel im Rahmen des Projekts FoodSHIFT 2030 finanziert.

So war unsere Parlamentarische Brotzeit im Nobelhart & Schmutzig
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