Newsletter: Kein Klimaschutz ohne Ernährungswende!

Das heutige Ernährungssystem ist ein zentraler Klima-Killer

Was wir essen und trinken, ist für 21 bis 37 Prozent der klimaschädlichen Gase verantwortlich. Sonnenklar ist also, dass ohne eine Ernährungswende kein Klimaschutz zu haben ist! Noch ist der neue Berliner Koalitionsvertrag nicht öffentlich – wir hoffen sehr, dass Rot-Grün-Rot das Thema Ernährung endlich seiner Bedeutung entsprechend angeht. Im 20-seitigen Maßnahmenkatalog zum Klimaschutz, den Rot-Rot-Grün noch im Juni und damit in der alten Legislaturperiode verabschiedet hatte, steht zum Thema Ernährung leider kein einziges Wort. Hoffnung macht hingegen der aktuell veröffentlichte Koalitionsvertrag der Ampel, in dem bis 2023 die Entwicklung einer Ernährungsstrategie in Aussicht gestellt wird.
 
Wir fordern seit langem, dass die Politik Ernährung als Querschnittsthema anerkennt. Bisher war in Berlin eine kleine Abteilung in der Senatsverwaltung für  Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung zuständig. Doch es geht nicht nur um Verbraucherschutz, sondern auch um Umwelt, Bildung, Gesundheit, Sozialpolitik, Kultur, Stadtentwicklung und Verkehr – und natürlich auch um Landwirtschaft. Deshalb ist eine enge Kooperation bei dem Thema mit Brandenburg unerlässlich.  ­
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Glasgow-Erklärung „Ernährung und Klima“ – noch keine deutsche Stadt ist dabei

Vielerorts ist man schon deutlich weiter. Über hundert Städte aus allen Kontinenten haben die Glasgow-Erklärung „Ernährung und Klima“ bereits unterschrieben. Sie verpflichten sich damit selbst, ganzheitliche Ernährungspolitiken und -strategien zu entwickeln und umzusetzen. Ein sektor- und ebenenübergreifendes Vorgehen wird als Schlüssel für den Kampf gegen den Klimawandel anerkannt. Deshalb wollen die Städte Akteure aus allen Teilen der Nahrungskette einbeziehen. Ziel ist es, eine sichere, gesunde, zugängliche, bezahlbare und nachhaltige Ernährung für alle zu gewährleisten.

Das Papier ist wesentlich konkreter als die Mailänder Erklärung von 2015, die auch Berlin untrzeichnet hat. Die Glasgow Erklärung verweist darauf, dass zwischen 21 und 37 Prozent der Treibhausemissionen durch die heutige Art der Ernährung entstehen und sieht als Ursache das „industrielle Nahrungs- und Landwirtschaftssystem“. Durch intergierte Ansätze sollen Fortschritte nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für den Schutz der biologischen Vielfalt sowie für mehr soziale Gerechtigkeit parallel angestrebt werden.

Berlin könnte Vorreiter in Deutschland werden

Bisher hat keine deutsche Stadt unterschrieben. Wir fordern die neue Landesregierung auf, dass Berlin die „Glasgow Erklärung“ schnellstmöglich unterzeichnet und entsprechende Verwaltungsstrukturen aufbaut.
 
Wie das gehen kann und warum wir dafür einen ernährungsdemokratischen Campus brauchen, schreibt unsere Sprecherin Annette Jensen in zwei taz-Beiträgen – einer ist im Berlin-Teil erschienen, ein anderer überregional.    

Wir machen die Ernährungswende sicht- und hörbar

Es gibt in Berlin-Brandenburg schon viele Projekte, Initiativen und Gruppen, die bereits an einem klimagerechten Ernährungssystem arbeiten. Solche Orte wollen wir bekannter und sichtbarer machen – und zur Vernetzung beitragen. Dafür suchte eine Ideenküche im Vorfeld und bei unserer Aktionskonferenz im vergangenen November passende Formate.

Nun können wir das Ergebnis servieren: Zwei Audioguides führen zu interessanten Projekten in Wedding und Kreuzberg, bei denen Ernährung auf ganz unterschiedliche Weise im Zentrum steht. An jeder Station beschreiben Beteiligte, was dort passiert und warum sie sich engagieren. Das reicht von Gemeinschaftsgärten wie die Wilde 17 und dem interkulturellen Rosenduftgarten bis hin zur Roof Water-Farm, die Salat mit  Duschwasser züchtet und zeigt, dass auf Berliner Dächern durchaus große Mengen an Lebensmitteln hergestellt werden könnten. Die Hörer*innen können durch die Stadt schlendern und bekommen auf kurzweilige Weise Informationen über Mosaiksteine eines zukunftsfähigen und klimagerechten Ernährungssystems.

Klima-Kreislaufgarten eröffnet: Küchenabfälle tragen zum Klimaschutz bei  

Wie man mit der Terra Preta-Technik im Alltag selbst etwas zum Klimaschutz beitragen kann, zeigt unser neuer Kreislauf-Klima-Schaugarten beim KIMBA-Express auf dem Gelände des Berliner Großmarkts. Küchenabfälle werden gesammelt, mit Bio-Holzkohle angereichert, fermentiert und danach vererdet. Auf diese Weise entsteht zum einen extrem fruchtbare Erde. Zum anderen bringt das Verfahren dauerhaft CO2 unter die Erde und trägt damit zum Klimaschutz bei. Ganz lebensnah und praktisch erfahren Kinder auf diese Weise, wie eine natürliche Kreislaufwirtschaft funktioniert.  

Auf unserer Webseite gibt es neben Fotos aus dem Garten auch Anleitungen zum Selbermachen: Vier Lehrvideos erklären die Abläufe für Menschen, die nicht zum KIMBA-Express kommen können. Außerdem finden sich dort auch die zehn Schautafeln aus dem Garten. Sie erklären mit kurzen Texten und Zeichnungen leicht verständlich die Bedeutung von Terra Preta und wie sie sich herstellen lässt.   ­

Unser Buch „Berlin isst anders!“ 

Unser Buch „Berlin isst anders“ haben wir vor und nach der Wahl an viele Politiker*innen verteilt. Die Kernaussage ist: Berlin hat das Potenzial, zu einem Zentrum der Ernährungswende zu werden! Brandenburg und Berlin stecken voller Lösungen und kluger Menschen, voll guter Forschungsansätze und innovativer Projekte. Wir stellen viele Mosaiksteine für eine Ernährungswende vor. Was noch fehlt, ist das große gemeinsame Bild. Dazu soll das Buch beitragen.

In einer ganzen Reihe öffentlicher Bibliotheken könnt Ihr das Buch ausleihen. Oder Ihr ladet es einfach kostenlos als PDF von unserer Webseite herunter. Für einen Soli-Preis von 20,30 Euro gibt es das Werk auch gedruckt – zu bestellen im Buchhandel oder online.

Der Ernährungsrat Berlin arbeitet zum Großteil ehrenamtlich – aber vieles ist trotzdem nicht ohne Geld umzusetzen. ­Helft uns, unsere Arbeit auf stabile finanzielle Füße zu stellen! Wir wollen unabhängig und unseren Zielen ohne Abstriche treu bleiben. Besonders helft Ihr uns als regelmäßige*r Förderer*in, weil dies unsere Arbeit langfristig sichert und wir besser planen können.
Ihr könnt entweder direkt an das Konto Ernährungsrat Berlin spenden (DE35 4306 0967 1225 3232 00), oder über unsere Webseite. Wenn Ihr eine Spendenbescheinigung benötigt, schreibt uns eine E-Mail mit Eurer Adresse.

Spendenkonto Ernährungsrat Berlin e.V.: DE35 4306 0967 1225 3232 00

Bildquellen: Markus Spiske on Unsplash; Christine Pohl; Tomma Suki Hinrichsen; lilzidesigns on Unsplash

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