FoodSHIFT Berlin Showcase

Wie kann man die Menschen dazu befähigen, aktive Bürgerinnen und Bürger in Sachen Ernährung zu werden? Wie können wir potenzielle Partner erreichen und wie können wir uns in verschiedenen Communities engagieren? Und wie hält man Engagierte bei der Stange?

Vom 1.-3. September 2021 kamen rund 15 Leute aus anderen FoodSHIFT-Partnerstädten in Berlin zusammen. Mit der Fragestellung, wie man einen integrativen Raum für bürgerschaftliches Engagement schafft wurden einige Leuchtturmprojekte angeschaut und mit dem Berliner Ernährungsrat, dem ZALF und agrathaer über bürgerschaftliches Engagement für eine Ernährungswende diskutiert.

Am ersten Tag führte eine Fahrradtour die Teilnehmer von einem lokalen Projekt zum anderen durch die verwinkelten Straßen eines ehemaligen Arbeiterbezirks in Berlin Wedding. Der erste Halt war beim Himmelbeet, einem 1.700 m2 großen Gemeinschaftsgarten, der seit 2013 auf einem ehemaligen Parkplatz wächst. Marion de Simon von Himmelbeet erzählte von der Geschichte des Gartens, den Formen des Engagements, den aktuellen Aktivitäten und Kämpfen, wie z.B. dem Zugang zu Land. Toni Karge vom Berliner Senat schloss sich der Diskussion über den gemeinsamen Kampf um den Zugang zu öffentlichem Land für das gemeinschaftliche Gärtnern auf lange Sicht an.

Eine andere Antwort auf die gleichen Fragen zum Engagement und Empowerment der Gemeinschaft präsentierte Magdalena Knobel vom Ernährungsrat Berlin. Motiviert durch die Prämisse, dass jeder einen fairen Zugang zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung haben sollte, wurde das Projekt „Alle an einen Tisch“ initiiert. Im Rahmen des Projekts kochen syrische und afghanische Flüchtlinge gemeinsam mit Berlinern und kommen an einem Tisch zusammen, um ihre Geschichten, Kulturen und Perspektiven zu teilen. Magalenda erklärt: „Nachhaltig bedeutet für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge, und um sich einbezogen zu fühlen, müssen die Menschen verstehen, was vor Ort passiert“.

„Verständnis“ ist auch für Gülcan Nitsch von der türkischsprachigen UmweltorganisationYeşil Çember von zentraler Bedeutung. Gülcans Ziel ist es, die türkische Gemeinschaft in Deutschland für Nachhaltigkeitsthemen wie Ernährungssysteme zu sensibilisieren und zu engagieren: „Wenn Menschen nicht lesen oder schreiben können, können sie trotzdem zu unseren Workshops kommen. Ich schließe sie nicht aus. Es liegt in meiner Verantwortung, diesen Menschen den Zugang zu ermöglichen.“

Eine vierter Aspekt zum Engagement und zur Stärkung der Gemeinschaft wurde von Johanna Kühn, Mitbegründerin des genossenschaftliche Supermarkt Supercoop vorgestellt. Durch frühzeitiges Engagement in der Nachbarschaft, Informationsaustausch und Vertrauensbildung gelang es der SuperCoop, genügend kollektives Geld zu sammeln, um den ersten Supermarkt in Bürgerhand in Berlin zu eröffnen.

Die EU-Gäste bekommen eine Einführung in das Baumhaus als LebensMittelPunkt.
Planetary Health Diet: Frischer, regionaler Salat zum Mittag
Toni Karge von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erzählt vom Himmelbeet

Nach einem tiefen Einblick in Berlins reichhaltige, von der Gemeinschaft geführte Lebensmittelprojekte, wurde der zweite Tag der Veranstaltung mit Karen Wohlert und Scott Bolden im Baumhaus verbracht. Das Baumhaus ist ein offener soziokultureller Projektraum für Bottom-up-Nachhaltigkeitslösungen und beherbergt das Berliner Innovationszentrum FoodSHIFT2030. Hier wird Berlins erster Prototyp eines LebensMittelPunkts für und mit der lokalen Bevölkerung entwickelt und aufgebaut.

Während des Showcase-Events konnten die Besucher einen Tag lang Teil des Food Hubs sein. Durch praktisches Engagement wurde Gemüse sortiert und verteilt, während das Essen zubereitet und schließlich gemeinsam an einem langen Holztisch auf dem Bürgersteig, der mit Kerzen dekoriert war, genossen wurde. Das zubereitete Essen war inspiriert von der Planetary Health Diet und enthielt gemischte Kräutersalate, Nüsse und im Ofen geröstete Karotten und Rote Bete von regionalen Bauern. Der Geruch von Zimt und frisch gebackenem Brot erfüllte die Luft mit einem gemütlichen Gefühl und vermittelte ein perfektes Gefühl dafür, wie eine Mischung aus Spätsommer und Frühherbst schmecken könnte.

Die Gäste haben viel mitgenommen zur Frage was zivilgesellschaftliches Engagement voranbringt, einige davon:

  • Zu den Menschen hingehen und ansprechen, nicht warten, dass sie kommen
  • Eine Atmosphäre schaffen, die die Menschen gerne kommen lässt
  • Ansprechende Möglichkeiten zum Mitmachen schaffen
FoodSHIFT Berlin Showcase
Markiert in: