Avignon Showcase: Regionale und biologische Schulverpflegung
Vom 12.4.-14.4.2023 besuchte Lisa Haarhof im Rahmen des FoodSHIFT-Projekts gemeinsam mit dem FoodSHIFT-Konsortium die Kolleg*innen in Avignon, um sich über die dortige Schulverpflegung zu informieren.
Das FoodSHIFT-Accelerator Lab in Avignon hat sich in dem FoodSHIFT 2030-Projekt zum Ziel gesetzt, die Schulverpflegung regional und biologisch zu organisieren. Es gibt eine zentrale Schulküche in kommunaler Hand, die die Belieferung der 36 öffentlichen Schulen übernimmt. Der Anteil biologischer Produkte liegt aktuell bei 37%, der Anteil lokaler Produkte bei 22%.
Die zentrale Küche wurde 2015 von der öffentlichen Hand zurückgekauft. Diese einmalige Grundlage nutzte die Stadt Avignon im Rahmen von FoodSHIFT, um eine gesunde, regionale und ökologische Verpflegung der Schulkinder in die Tat umzusetzen. Das oberste Ziel ist, die Kinder mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen. An 36 Schulen werden täglich 4.300 – 5.700 Mahlzeiten an die Schüler*innen (3-10 Jahren) ausgegeben. Das Schulessen ist mit einem Anteil von etwa 80% subventioniert, so dass eine Mahlzeit die Eltern 1,40€ kostet. Trotz der Subvention müssen die Beschaffungsverantwortlichen Wege finden, die Produkte so günstig wie möglich einzukaufen. Zum Beispiel wird darauf geachtet, Früchte und Gemüse nach saisonaler Verfügbarkeit einzukaufen.
Einige Produzent*innen, deren Produkte schließlich auf den Tellern der Schüler*innen und Schüler landen, haben wir besucht.
Les Jardins de Solène
Die Agraringenieurin Solène von „Les Jardins de Solène“ (auf dt.: Die Gärten von Solène) hat im Jahr 2005 ein Sozialunternehmen gestartet, in dem aktuell 12 Menschen mit physischen und psychischen Behinderungen arbeiten. Sie verarbeiten dort gerettetes Gemüse und Obst vom Feld, die es aufgrund ihres Aussehens nicht in den normalen Handel geschafft hätten, aber ebenso schmackhaft und gesund sind. Dabei kauft Solène sowohl konventionelles als auch Bio-Gemüse ein. Das Gemüse wird gewaschen und geschnitten zur weiteren Verarbeitung in die Zentrale Schulküche und andere Küchen der Gemeinschaftsverpflegung gebracht. Im Jahr 2022 hat das Unternehmen damit 75 Tonnen Lebensmittel gerettet. Solène ist ständig auf der Suche nach Produzent*innen, aber ebenso wie in Deutschland geben immer mehr Landwirte auf und sehr wenige kommen hinzu. Die Junglandwirte, die in dem Département Vaucluse einen Neustart wagen, interessieren sich meist für den Ökologischen Anbau. Solène unterstützt Junglandwirt*innen bei der Suche nach Ackerfläche.
Limousin-Rinder von Mathieu Allemand
Der Viehhalter Mathieu Allemand besitzt 140 Limousin-Fleischrinder auf 120 ha in der Nähe von Avignon. Die Rinder werden in extensiver Weidelandwirtschaft gehalten. Die genügsame Rasse hat die Vorteile, Hitze gut zu vertragen und wenig Fett in der Muskulatur anzusetzen. 20 Minuten von den Weideflächen entfernt ist der nächste Schlachthof. Zu einem Teil vermarktet Mathieu das Fleisch in die Zentrale Schulküche nach Avignon. Die Hitze und Trockenheit überstehen die Weiden mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem. Mathieu pflanzt stetig neue Bäume nach, um der Erosion entgegenzutreten und Schatten sowie Verdunstungskühle für die Tiere zu spenden. Sorge bereitet ihm der Klimawandel, der in Südfrankreich schnell voranschreitet, die Pflanzenwelt verändert und damit auch die Nährstoffzusammensetzung und die Qualität des Futters für die Tiere.
Local en Bocal
Charlotte von „Local en Bocal“ (auf dt.: Lokales im Glas) hat ihr Unternehmen 2015 gegründet. Angefangen hat sie mit Suppen aus ihrer eigenen Küche, jetzt werden die Produkte professionell in großem Maßstab produziert. Sie vertreibt ihre Produkte sowohl an lokale Kantinen, wie an die Zentralküche für Schulverpflegung (Suppen und Fruchtpüree) in Avignon als auch an die Marke „La vie claire“ sowie eine große französische Supermarktkette, die die Produkte unter ihrer eigener Marke verkaufen. Das Unternehmen, welches Angestellte mit migrantischem Hintergrund einstellt, produziert aus ökologisch und regional (150 km Umkreis) angebautem Obst und Gemüse von etwa 50 Landwirt*innen vegetarische Suppen, Soßen, Kompotts, Brotaufstriche und Zubereitungen für Taboulé. Teilweise werden ebenfalls gerettete Produkte verwendet.
Das Beispiel Avignon zeigt, dass vielfältige, nachhaltig wirtschaftende Betriebe in die öffentliche Beschaffung gut eingebunden werden können. Und, wenn der politische Wille da ist, können zentrale Küchen für die Schulverpflegung von den Kommunen zurückgekauft werden, um die politische Leitlinien für eine gesunde, nachhaltige und lokale Ernährung in die Tat umzusetzen.